2 Kings 19

Hiskia sendet Diener zu Jesaja

Als die Delegation die Worte des Kommandanten an Hiskia übermittelt hat, zerreißt Hiskia seine Kleidung. Er kleidet sich auch in ein Trauergewand aus Sacktuch. Er zeigt seine gute Gesinnung, die der Demut. Er ist nicht hochmütig, sondern beugt sich unter das Gericht, das über ihn kommt. Er weiß, was er verdient hat und dass die Hand des HERRN das über ihn bringt. Deshalb geht er zu Ihm in sein Haus.

Außerdem schickt er eine Gesandtschaft mit einigen Personen, die er zuerst zu dem Kommandanten geschickt hat, zu Jesaja. Er nimmt hiermit Zuflucht zu dem Wort von Gott, um zu fragen, was zu tun ist. Für uns ist es ein gutes Vorbild, Gott zu befragen, indem wir sein Wort konsultieren.

Sie bringen die Not Hiskias vor Jesaja. Es ist „ein Tag der Bedrängnis“, denn der Feind steht vor den Toren Jerusalems und es ist keine Kraft vorhanden, gegen den Feind zu kämpfen. Kraftlosigkeit verursacht Bedrängnis. Es ist auch ein Tag der „Züchtigung“. Damit erkennt Hiskia an, dass die Bedrängnis durch den Feind eine Strafe ist, die sie verdienen, weil sie dem HERRN gegenüber untreu sind.

Daran ändert sich nichts, wenn auch Hiskia die Worte des Kommandanten als „Schmähung“ bezeichnet. Darauf geht Hiskia in 2Kön 19:4 weiter ein. Aber zuerst spricht er in Bildersprache über Gottes Werk in seinem Volk. Er vergleicht die Situation, in der sich das Volk befindet, mit einer Geburt, die sich ankündigt, es aber an Kraft zur Entbindung fehlt. Es sind Geburtswehen da, aber die Kinder werden nicht geboren, sodass der Tod der Mutter unmittelbar bevorsteht. Im Volk ist, durch die Worte Hiskias, ein Erkennen der Untreue ersichtlich. Das Bekenntnis der Untreue kann mit den Schmerzen einer Geburt verglichen werden (vgl. Joh 16:21a). Aber es scheint, dass die Geburt nicht weitergeht. Hiskia sieht nur Not und Bedrängnis und keine Rettung.

Er wagt es nicht einmal mehr, den HERRN als „mein Gott“ zu bezeichnen. Er sieht selbst, dass er dieses Recht verspielt hat. Aber „vielleicht“ wird der HERR ja auf Jesaja hören. Er spricht gegenüber Jesaja über den HERRN als „dein Gott“. Er erkennt die gute Beziehung, die Jesaja zum HERRN hat. Der Grund für seine Bitte um das Gebet Jesajas ist nicht, dass er persönlich beleidigt ist, oder dass das Volk bedroht wird, sondern dass der Feind den lebendigen Gott verhöhnt hat (vgl. 1Sam 17:45). Es geht um den Namen Gottes. Ist das auch unser Motiv, wenn wir um etwas bitten, oder geht es um unsere eigene Ehre?

Die Frage an Jesaja ist, ob er ein Gebet „für den Überrest“ erheben will. Das macht diese Geschichte anwendbar auf die Endzeit, während der es einen Überrest geben wird, der in großer Not ist. Es gilt auch für uns, Gläubige inmitten einer abtrünnigen Christenheit, die ein Überrest sein wollen, dem es um die Ehre des Namens Gottes geht.

Ermutigung durch Jesaja

Die Diener Hiskias kommen als Männer zu Jesaja, die die Gefühle des Hiskia teilen. Sie können sie dann auch auf die richtige Weise aufzeigen. Deshalb bekommen sie eine ermutigende Antwort. Es ist das Versprechen der Befreiung des Volkes und des Gerichts über den König von Assyrien. Der HERR wird dafür sorgen, dass der König von Assyrien etwas hört, das ihn dazu bringt, die Belagerung Jerusalems aufzugeben und in sein Land zurückzukehren. Wenn er in sein Land zurückkehrt, wird der HERR selbst ihn durch das Schwert niederstrecken.

Hier ist die Verheißung, dass das Gericht über die Zuchtrute kommen wird, die Gott benutzt hat, um sein Volk zu züchtigen (Jes 10:12). Gott zeigt, dass Er nicht nur ein Gott Judas, sondern aller Königreiche ist. Er ist kein lokaler Gott, sondern Gott der ganzen Erde. Er sorgt dafür, dass dieser König in seinem eigenen Land inmitten seiner eigenen Götter getötet wird, und zeigt damit seine Allmacht.

Assyrien will nicht aufgeben

Der Kommandant unternimmt einen letzten Versuch, den Widerstand des Volkes zu brechen. Es ist ein Versuch, sich das Volk noch eben zu unterwerfen und dann mit Tirhaka zu kämpfen. Es hat ihn nämlich das Gerücht erreicht, dass dieser ihn angreift. Der Kommandant verwendet wieder ein schon zuvor verwendetes Argument. Dieses Argument soll auf die Erfolge der Könige von Assyrien hinweisen, was sie mit anderen Ländern gemacht haben. Er verweist auch auf die Götter dieser Völker und auf ihre Unfähigkeit, die Völker zu retten, deren Götter sie waren. Damit vergleicht der Kommandant, ohne es ausdrücklich zu sagen, den HERRN, den Gott seines Volkes, wieder mit den Götzen der Völker. Er behauptet, dass der HERR ebenso wenig wie die Götzen in der Lage sein wird, sein Volk vor der Macht des Königs von Assyrien zu retten.

Das Gebet des Hiskia

Hiskias Reaktion auf die feindliche Bedrohung ist schön und nachahmenswert. Hiskia sucht seine Zuflucht wieder beim HERRN. Was Hiskia tut, ist immer Gottes großes Ziel bei Prüfungen. Es ist auch schön zu sehen, wie Hiskia das tut. Hiskia bittet Gott nicht um eine Antwort auf diese Briefe des Königs von Assyrien, sondern um eine Lösung für den Inhalt.

Er breitet die Briefe mit allen Drohungen vor dem HERRN aus. Er berichtet dem HERRN deren Inhalt. Auf diese Weise können wir alle unsere Nöte Stück für Stück vor dem Herrn ausbreiten. Wir dürfen all die Dinge, die uns Sorgen machen, ausführlich beschreiben und benennen.

Hiskia anerkennt den HERRN als den alleinigen Gott über diese Erde. In diesem Bewusstsein nähert er sich Gott. Er spricht zuerst zu Gott mit dem Namen „HERR, Gott Israels, der du zwischen den Cherubim thronst“. Dieser wundervolle Name Gottes macht seine Verbindung mit seinem Volk deutlich und meint, dass Er regiert. Hiskia bekennt Ihn als den einzigen Gott nicht nur Israels, sondern „aller Königreiche der Erde“. Das ist Er, denn Er ist der Schöpfer von Himmel und Erde. Deshalb ist Er auch deren Eigentümer. So etwas wird nie von oder über einen Götzen gesagt. Gott ist der Gott des Universums.

Dieser allmächtige Gott kann aufgesucht, angesprochen und dazu bewogen werden, zu hören und zu sehen. Hiskia bittet Ihn: „Höre die Worte Sanheribs, die er gesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen.“ Wir sehen, dass es Hiskia nicht um Worte geht, die gegen ihn gesprochen werden, sondern um das, was über den lebendigen Gott gesagt wird, womit Er verhöhnt und beleidigt wird.

Hiskia ist nicht blind für das, was sein Feind getan hat. Es ist alles wahr, was der Feind über die Nationen und ihre Götter gesagt hat, die er erobert hat. Aber Hiskia sagt sofort dazu, warum das passieren konnte. Natürlich konnte der König von Assyrien diese Götter überwinden, denn sie waren nur tote Dinge aus Holz und Stein, das Werk menschlicher Hände. Solche Dinge können einfach zerstört und verbrannt oder zerschlagen werden.

Hiskia weiß, dass trotz aller Errungenschaften des Feindes sein Gott über allem steht. Er allein ist in der Lage zu retten; Er kann diesen Feind richten. Hiskia bittet den HERRN um diese Rettung. Er tut dies nicht in erster Linie zu seiner eigenen Befreiung, sondern damit „alle Königreiche der Erde“, worüber sein Gott Gott ist (2Kön 19:15), tatsächlich wissen, dass Er „allein Gott“ ist (2Kön 19:19).

Prophezeiung des Jesaja

Hiskia selbst betet direkt zu Gott, aber die Antwort kommt über Jesaja (2Kön 19:20). Es ist eine umfassende Antwort des HERRN. Diese Antwort ist auf die Endzeit bezogen.

Der HERR beginnt damit, die Macht des Königs von Assyrien zu verspotten (2Kön 19:21). Mit diesem Wort der Verhöhnung durch Gott über die Feinde macht sich das Volk eins. Es sind auch die Worte des Volkes, das hier als „die Jungfrau, die Tochter Zion“ und „die Tochter Jerusalem“ vorgestellt wird. Diese Spottworte werden dem Überrest vom HERRN in den Mund gelegt. Nur wenn das Volk wirklich den Charakter einer Jungfrau und einer Tochter hat, wird es diese Worte sprechen können.

Dies ist hier ein heiliger, ein göttlicher Spott (vgl. Ps 2:4). Diese Art zu spotten müssen wir lernen. Für uns ist Spott oft ein Ausdruck des Fleisches oder ein Ausdruck von Rache. Auch Gefühle der Schadenfreude sind oft vorhanden, wenn wir spotten. Von diesem allen ist im Spott von Gott und im göttlichen Spott durch sein Volk nichts vorhanden.

Der HERR nimmt die Beleidigungen des Königs von Assyrien sehr ernst (2Kön 19:22). Wie vermessen ist es, so von dem Heiligen Israels zu sprechen! Der HERR hat keine andere Wahl, als seinen Zorn über ihn zu bringen.

Der HERR weiß genau, was der stolze König gesagt hat und wessen er sich rühmt (2Kön 19:23; 24). Durch Jesaja lässt Er uns wissen, was im Herzen des Feindes lebt. Es ist die Sprache des Hochmuts. Er meint, dass er die größten Mächte der Welt überwinden kann. Er hat in der Tat viel erobert, aber in seinem Hochmut meint er, dass er auch Gott bezwingen kann. Der König von Assyrien spricht, als wäre er Gott.

Dann spricht der HERR zum Gewissen des Feindes (2Kön 19:25). Ist ihm nie in den Sinn gekommen, dass er nur ein Werkzeug Gottes ist und dass er nur seinen Willen ausführt? Der Feind tut nichts anderes als das, was Gott sich schon vor langer Zeit vorgenommen hat. Gott regiert die Geschichte und nicht die mächtigen Männer der Welt. Wenn die Machthaber dies erkennen würden, würden sie zur Bekehrung kommen und ihre Pflichten in Gottesfurcht und zum Wohl ihrer Untertanen erfüllen. Deshalb werden wir aufgefordert, für alle zu beten, die in Hoheit sind (1Tim 2:1-4).

Gott lässt den König von Assyrien wissen, dass er die eroberten Nationen nur kontrollieren konnte, weil Gott sie in seine Gewalt gegeben hat (2Kön 19:26). In sich selbst ist er nur wie eine der Nationen, die er erobert hat. Die eroberten Nationen sind für ihn wie Gras geworden, aber er selbst gehört zu diesem Gras. „Alle, die Zion hassen“, werden „beschämt werden und zurückweichen“ müssen. Sie werden „sein wie das Gras der Dächer, das verdorrt, ehe man es ausrauft“ (Ps 129:5; 6). Unter dieses Urteil fällt auch der schnaubende König von Assyrien.

Gott kennt den Feind durch und durch (2Kön 19:27). Für den Gläubigen ist dieses Bewusstsein eine Ermutigung und gleichzeitig hat er den Wunsch, selbst durch und durch erkannt zu werden, damit er voll und ganz zur Ehre Gottes lebt (Ps 139:1-3; 23; 24). Für den Ungläubigen ist dieser Gedanke unerträglich.

Der HERR wird mit dem Feind abrechnen, ohne dass dieser Widerstand zu leisten vermag (2Kön 19:28). Der Feind wird von Ihm wie ein widerwilliges Tier weggeführt, mit den Mitteln, die Er zu diesem Zweck einsetzen wird und die seinem Hochmut entsprechen.

In 2Kön 19:29 spricht Jesaja plötzlich Hiskia an. Das Zeichen, das Hiskia empfängt, ist ein Zeichen, dass Gott sein Volk nicht verlässt. Der HERR wird die Früchte des Landes wieder segnen. Es gab keine Möglichkeit zu säen, aber sie werden das essen können, was von selbst nachkommt. Gott wird dafür sorgen, dass das Volk zu essen haben wird. Im dritten Jahr müssen sie wieder säen und können wieder mähen und essen.

Wir können dies auch geistlich anwenden. Jemand, der gerade von der Macht der Sünde befreit wurde, der gerade bekehrt wurde, weiß noch nicht viel, aber der Herr wird ihn reichlich segnen. Er bekommt all diese Segnungen sozusagen in den Schoß gelegt und darf essen, was ihm auf diese Weise gegeben wird. Aber er muss auch selbst lesen und lernen, er muss selbst säen und wird auch mähen dürfen. Er wird selbst nach Nahrung suchen. Ruth ist ein Beispiel dafür (Rt 2:1-23).

In den schönen 2Kön 19:30; 31 geht es um den Überrest. Diese Verse entsprechen dem, was Jesaja vorher sagte: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Überrest Israels und das Entronnene des Hauses Jakob sich nicht mehr stützen auf den, der es schlägt; sondern es wird sich stützen auf den HERRN, den Heiligen Israels, in Wahrheit. Der Überrest wird umkehren, der Überrest Jakobs zu dem starken Gott“ (Jes 10:20; 21). Der starke Gott ist der Messias (Jes 9:5). Hier sehen wir den Zusammenhang zwischen den Ereignissen hier und der Zukunft.

Wir müssen diesen „Überrestcharakter“ haben. Mächtige Feinde bedrohen uns, aber wir sind auf den Herrn angewiesen. Wir dürfen uns auf das Kommen des Herrn Jesus freuen. Er greift nicht für uns ein, indem Er unsere Feinde richtet, sondern indem Er uns zwischen unseren Feinden heraus zu sich selbst nimmt.

Der HERR schließt seine Antwort an Hiskia mit der Verheißung, dass der Feind die Stadt nicht betreten wird. Dieses Versprechen wird in den 2Kön 19:32-34 immer wieder und auf unterschiedliche Weise gegeben. Der HERR tut alles, um Hiskia von der Sicherheit der Befreiung zu überzeugen. Der Hauptgrund, warum der Feind die Stadt Gottes nicht in Besitz nehmen wird, ist, dass der HERR die Stadt um seiner selbst willen und um Davids, seines Dieners, willen schützt.

Der HERR hat diese Stadt erwählt; es ist seine Stadt, mit welcher sein Name in Ewigkeit verbunden ist. Der HERR hat auch David erwählt, seinen Diener, um sein König zu sein. Um des wahren Davids willen, des Mannes nach seinem Herzen, des Herrn Jesus, wird Gott in Zukunft „diese Stadt beschirmen, um sie zu retten“. Diese Rettung erhält in den folgenden Versen eine Vorerfüllung.

Die Befreiung Jerusalems

Unmittelbar nachdem der HERR versprochen hatte, Jerusalem zu retten, erfüllte Er seine Versprechen. „Und es geschah in jener Nacht.“ „Der Engel des HERRN“, das ist der Herr Jesus, zieht in den Kampf. In dieser Nacht tötet Er durch einen Machtakt nicht weniger als 185000 feindliche Soldaten. So wird in der Zukunft der Herr Jesus auf die Erde kommen, um den Feind zu richten und sein Volk zu befreien.

Sanheribs Antwort ist, dass er aufbricht und in sein Land zurückkehrt. Als er sich im Haus seines Gottes vor seinem Gott niederbeugt, wird er von seinen Söhnen mit dem Schwert getötet. Es ist wirklich erschütternd, ja erbärmlich, zu sehen, wie sich „der große König“, wie er sich selbst nannte, vor einem toten Götzen niederbeugt. Er beugt sich vor einem Stück Holz oder Stein, um seine Hilfe von ihm zu erwarten, trotz des schmählichen Rückzugs aus Juda. Und es wird noch schmählicher, als er, so niedergebeugt dieses Stück Holz oder Stein um seine Hilfe bittend, getötet wird. Sein Götzenbild regt sich nicht, um ihn zu schützen. Unbeweglich steht das Götzenbild da.

Der Tod Sanheribs geschieht, wie Gott es in 2Kön 19:7b vorhergesagt hat. Gott zeigt hier, dass Er der Gott der ganzen Erde und über allen Göttern ist. Ebenso wird der König von Assyrien, der in der Endzeit dort sein wird, durch die Macht Gottes sein Ende finden (Dan 11:45).

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